Ein Labornetzteil sollte eigentlich jeder mal irgendwann im Physikunterricht in der Unterstufe gesehen haben. Vermutlich in Form eines großen, grauen und archaisch wirkenden Kastens mit hübschen Zeigerchen und dicken roten und schwarzen Anschlüssen für Kabel. Grundsätzlich lassen sich mit diesen Dingern fast alle üblichen Verbraucher im Haushalt mit Strom versorgen – sofern man sich den passenden Stecker besorgt und verlötet. Noch schlimmer ist aber das Zerstörungspotenzial – also besser nicht kaufen!
Leistungsspektrum
Um es gleich mal klarzustellen: Ein Labornetzteil ist eigentlich keine Alternative zum Universalnetzteil. Diese Schaltnetzgeräte sind primär dazu gedacht, bei der Entwicklung von Schaltkreisen zu helfen. Aber natürlich kann man damit auch fertige Geräte versorgen. Das Leistungsspektrum liegt meist im Bereich von 10 bis 30 Volt Spannung und 3 bis 10 Ampere Strom.
Die Spannung lässt sich meist exakt bis auf die zweite Nachkommastelle einstellen. Der Strom wiederum lässt sich ebenso genau auf ein Maximum begrenzen. Das Schöne bei vielen Labornetzteilen ist die Strombegrenzung: Normalerweise bestimmt der Stromkreis, wie viel Strom fließt – er nimmt sich, was er braucht. Zum Beispiel 200 mA bei vorgegebener fixer Spannung, beispielsweise 20 V. Begrenzt man aber den Strom per Netzteil auf zum Beispiel 200 mA, wird die Spannung automatisch geregelt, sodass vielleicht nur 10 Volt anliegen.
Für die Entwicklung ist das alles spannend, für den Betrieb von Geräten eher nicht. Nun, tendenziell nicht für Leser dieser Seite 🙂 Sonst wäret Ihr eher in einem Elektronikforum gelandet. Und es gibt durchaus einige Menschen, die mittels Labornetzteil nicht nur Bastelprojekte betreiben, sondern auch Akkus laden.
Anschlussmäßig verwenden Labornetzteile Bananenstecker. Auf der anderen Seite der Kabel können sich dann unterschiedlichste Enden befinden: Krokodilklemmen, Abgreifspitzen, Messspitzen, lose Kabel oder was auch immer Ihr vielleicht drangelötet habt. Man könnte also den Stecker eines defekten Netzteils abschneiden, per Krokodilklemmen mit dem Labornetzteil verbinden und dann den zugehörigen Verbraucher wieder mit Strom versorgen. Aber …
Nicht kaufen, gefährlich
Aber man kann Verbraucher damit eben auch schnell grillen 😉 Ordentliche Geräte haben durchaus Tastensperren, um einmal eingestellte Spannungen oder Strombegrenzungen zu fixieren. Und ganz ehrlich: Dann ist es eigentlich doch wieder wie ein Universalnetzteil zu nutzen – ein sehr kräftiges allerdings. Ich will Euch hier wie versprochen nicht mit Formel und Theorie nerven, aber ausnahmsweise … Sagen wir, das Labornetzteil liefert 20 Volt und maximal 10 Ampere. Ihr selbst habt einen (theoretischen) Körperwiderstand von Hand zu Hand von ungefähr 1.000 Ohm. Ohm’sches Gesetzt: Spannung U (gemessen in Volt) = Wiederstand R (gemessen in Ohm/Ω) x Stromstärke I (gemessen in Ampere). Sprich: I = U/R, hier also I = 20V/1000Ω und somit I = 2/100 A. Es könnten also 20 mA durch Euren Körper fließen.
Ab rund 10 mA blockiert der Strom Eure Muskulatur, Ihr könnte nicht mehr loslassen und krepiert schlimmstenfalls 🙁 Das ist natürlich ein wenig Panikmache! Zum einen handelt es sich dabei um Gleichstrom (DC) und da wird von 50+ Volt beziehungsweise vor allem 20 bis 25 mA Strom ausgegangen, um möglicherweise tödliche Verletzungen zu verursachen. Der angegebene Körperwiderstand ist aber ein Problem: Zum einen ist das ein theoretischer Wert, zum anderen hängt er massiv vom jeweiligen Körper, Ein- und Austrittsbereich, Feuchtigkeit und so weiter ab. Und wären die 20 Volt des Labornetzteils weit außerhalb des kritischen Bereichs für Menschen.
Für Verbraucher hingegen, also etwa ein Smartphone oder einen Ventilator, sind Labornetzteile aber potenziell gefährlich – ebenso wie Universalnetzteile!
Der wichtigste Tipp bezüglich Strom und Sicherheit: Verlasst Euch bloß nicht auf mich 😉 Und auch nicht auf die Wikipedia. Verlasst Euch auf E-Techniker und Elektriker mit Ausbildung und Erfahrung, wenn es um größere Spannungen und Stromstärken geht.
Wie die Bedienung eines Labornetzteils in der Praxis aussieht, zeigt der wunderbare Youtube-Kanal Elektrotechnik einfach erklärt:
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